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SPECIAL zu Julie Kagawa »Plötzlich Fee«

"Bücher ermutigen zum Träumen!"

Julie Kagawa
Julie Kagawa
© Christopher Schmid
Julie Kagawa wurde in Sacramento, Kalifornien, geboren. Mit neun Jahren zog sie zusammen mit ihren Eltern nach Hawaii um. Schon in ihrer Kindheit gehörte Julie Kagawas große Leidenschaft dem Schreiben: Langweilige Schulstunden vertrieb sie sich damit, all die Geschichten festzuhalten und zu illustrieren, die ihr im Kopf umherspukten – nicht gerade zur Freude ihrer Lehrer. Nach dem Studium arbeitete sie in Buchhandlungen. Doch zum Leidwesen ihrer Vorgesetzten verschlang sie die Bücher lieber, statt sie in die Regale einzusortieren. Also musste sie sich einen anderen Job suchen und arbeitete daraufhin mehrere Jahre als Hundetrainerin. Mittlerweile hat sie ihr größtes Interesse zum Beruf gemacht und ist freischaffende Autorin. Sie lebt mit ihrem Mann, zwei schwer erziehbaren Katzen und zwei Hunden in Louisville, Kentucky.

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Ihre Kindheit verbrachten Sie zum Teil in Hawaii. Hatte dieses recht exotische Umfeld einen Einfluss auf Ihr Schreiben?
Vielleicht. Ich glaube, alle Autoren werden durch die Welt beeinflusst, in der sie leben. Ich zum Beispiel ging in eine kleine Schule, wo ich eine Einzelgängerin, eine Außenseiterin war, ganz ähnlich wie anfangs Meghan Chase, die Hauptfigur in Plötzlich Fee. Da Hawaii sich inmitten des Pazifischen Ozeans befindet, ist es sehr isoliert, und man kann sich ganz schön winzig fühlen. Außerdem gibt es dort riesige, wirklich monströse Insekten. Jeder, der schon einmal eine hawaiianische Riesenkrabbenspinne gesehen hat, kann bestätigen, dass es Monster wirklich gibt.

Wussten Sie schon immer, dass Sie Fantasy schreiben würden?
Ich habe mich niemals bewusst dazu entschieden, Fantasy zu schreiben. Aber all meine frühen Geschichten enthielten fantastische Elemente und Zauberwesen, und ich las hauptsächlich Bücher aus dem Fantasygenre. Also war es eine ganz natürliche Entwicklung.

Die Hauptfigur in Ihrem Buch Plötzlich Fee, Meghan Chase, ist sechzehn Jahre alt. Haben Sie mit sechzehn gern gelesen und was waren Ihre Lieblingsbücher?
Mit sechzehn habe ich nichts anderes getan, als zu lesen. Natürlich verschlang ich jede Menge Geschichten mit Schwertern und Hexerei, aber ich durchlief genauso eine Pferdephase, in der ich alle Pferdegeschichten las, die ich in die Finger bekam. König des Windes und Misty of Chincoteague von Marguerite Henry oder Blitz der schwarze Hengst von Walter Farley, alles Mögliche. Aber meine Lieblingsserie damals war Terry Brooks Shannara-Zyklus.

Wie wichtig ist es, als junger Mensch zu lesen?
Ich denke, es ist extrem wichtig. Mir haben schon meine Eltern vorgelesen, als ich noch ganz klein war, und so haben sie meine Liebe zu Büchern, Geschichten und Kreativität geweckt. Bücher erweitern den Horizont, konfrontieren einen mit anderen Ideen, Meinungen, Wahrheiten und fördern die Vorstellungskraft. Sie ermutigen einen, selbst zu denken, die Welt um einen herum infrage zu stellen und zu träumen. Ja, ich glaube, je früher man mit dem Lesen anfängt, desto besser.

In Ihrem Buch Plötzlich Fee tauchen Figuren auf, die man aus Shakespeares Sommernachtstraum kennt. Würde Shakespeare heute Fantasy schreiben?
Das könnte gut sein. In Macbeth beispielsweise gibt es Hexen und Geister, und dann sind da natürlich die Feen aus dem Sommernachtstraum. Ich glaube wirklich, dass Shakespeare heute Fantasy schreiben würde und natürlich herzzerreißende Tragödien und Liebesgeschichten.

Ihre Hauptfigur Meghan Chase macht sich auf in eine fremdartige Welt, das Nimmernie, um ihren kleinen Bruder zu retten, der von den Feen entführt und von einem Wechselbalg ersetzt wurde. Was ist das Nimmernie und wie kann man es sich vorstellen?
Einfach gesagt ist das Nimmernie die Heimat der Feen. Es existiert neben unserer Welt und besteht aus unseren Träumen und Vorstellungen. Jedes fantastische Wesen, das man sich nur vorstellen kann, ist dort zu Hause. Es besteht unter anderem aus dem Sommerhof, dem Winterhof und dem riesigen, unerforschten Wilden Wald. Außerdem gibt es Gerüchte über einen weiteren Hof ganz tief drinnen im Nimmernie, aber das konnte bisher noch nicht bewiesen werden …

Aber das Nimmernie ist in Gefahr … Durch was wird es in seiner Existenz bedroht?
Die wachsende Gleichgültigkeit und der mangelnde Glaube der Menschen an Zauberei sowie ihre unstillbare Leidenschaft für die Technik nagen am Nimmernie und treiben seinen Verfall voran. Wenn sich niemand mehr an die Feenwelt erinnert, verblasst sie mehr und mehr. Außerdem gibt es seit Neuestem noch eine weitere Bedrohung, die von etwas ausgeht, was man bisher nicht für möglich gehalten hätte: die Eiserne Fee.

Wie gelangt man ins Nimmernie?
Das Nimmernie ist über »Steige« zu erreichen. Normalerweise haben nur Feen zu diesen Steigen Zugang, auch wenn es einige wenige Sterbliche gibt, die von Zeit zu Zeit ins Nimmernie gelangen. Manche Steige sind leicht zu passieren, aber andere, wie diejenigen, die zum Sommer- und zum Winterhof führen, werden von bösen Wesen bewacht, die unwillkommene Gäste aus der Feenwelt fernhalten sollen.

Was ist der »Schein«?
Der sogenannte Schein ist eine Zauberaura, die Sterbliche daran hindert, Übersinnliches zu sehen. Normalerweise sind Feen für Menschen unsichtbar, außer die Fee möchte von ihnen
gesehen werden, oder wenn der Mensch den »Blick« hat.

Heutzutage finden oft auch erwachsene Leser Jugendbücher faszinierend. Sind Meghans Abenteuer auch für Erwachsene spannend zu lesen und sehen Sie in dieser Entwicklung einen Trend?
Es kam öfters vor, dass mir jemand erzählte, er habe Plötzlich Fee für seine Teenietochter gekauft und es dann selbst gelesen. Jugendbücher sind heute nicht mehr nur für Teenager. Tatsächlich kenne ich viele Erwachsene (mich eingeschlossen), die Jugendbücher lieben und sie mit genauso viel Begeisterung lesen wie Literatur für Erwachsene.

In Plötzlich Fee gibt es auch eine wunderschöne Liebesgeschichte. Meghan muss sich zwischen zwei Kandidaten entscheiden. Welchen würden Sie an ihrer Stelle wählen?
Wahrscheinlich würde ich Ash, den Dunklen Prinzen, nehmen, weil ich eher einen Hang zu dunklen, unheimlichen, bösen Jungs habe, die gut mit spitzen Gegenständen umgehen können. Aber das soll nicht heißen, dass das die clevere, vernünftige Wahl wäre, da der andere Kandidat Robin Goodfellow viel unbedenklicher und verlässlicher und trotzdem genauso stark ist wie Ash.

Das Nimmernie ist nicht nur von freundlichen Wesen bevölkert. Vor wem muss sich Meghan besonders in Acht nehmen?
Im Grunde vor jedem. Aber ganz besonders vor den Feenköniginnen Titania und Mab. Und Mabs jüngstem Sohn, Prinz Ash. Und den Kelpies, Púca, Oger, Sidhe, Kobolden … na ja, eben vor allen!

Einer der berühmtesten deutschen Dichter ist Johann Wolfgang von Goethe, der eine sehr bekannte Ballade mit dem Titel Erlkönig verfasst hat. Haben Sie sich auch davon inspirieren lassen?
Den Erlkönig mag ich ganz besonders. Ich kenne das Gedicht und auch die Vertonung und ich wollte, dass in Plötzlich Fee dieselbe Atmosphäre herrscht: finster, unheimlich, gespenstisch und magisch. Wenn ich den Erlkönig lese, läuft es mir immer kalt den Rücken hinunter.

Durch die Lektüre von Plötzlich Fee wird mancher junge Leser Lust bekommen, zum ersten Mal Shakespeare zu lesen. Was würden Sie als Einstieg empfehlen?
Wenn sie noch mehr Feen wollen wie Oberon, Titania und Puck, dann würde ich natürlich den Sommernachtstraum empfehlen. Wenn sie sich mehr für gruselige Geister, Verrat und Hexen interessieren, sollten sie zu Macbeth greifen. Und dann ist da natürlich die ultimative tragische Liebesgeschichte von Romeo und Julia.

Ihre Leser können sich auf vier Bücher rund um Meghan Chase freuen. Können Sie uns ein klein wenig davon verraten, was im nächsten Band passieren wird?
Im zweiten Buch wird Meghan in ein wahres Gefühlschaos gestürzt, denn alles, was sie zu wissen geglaubt hat, wird infrage gestellt. Sie wird neue Freunde finden, alte Feinde treffen und schließlich eine Entscheidung fällen, die sie für immer verändern wird.

Vielen Dank für das Interview, Frau Kagawa.